Wohneigentum in Deutschland weiter auf niedrigem Niveau
- von Christian Stangl
- •
- 04 März, 2025
Wohneigentum spielt in Deutschland eine zentrale Rolle für die Altersvorsorge und die finanzielle Stabilität der Haushalte. Eine eigene Immobilie bietet Schutz vor steigenden Mietkosten im Alter und ermöglicht den Bewohnern, trotz sinkender Renten gelassener zu leben. Laut aktuellen Studien ist Altersarmut oft Mieterarmut, da viele Rentner durch steigende Mietpreise finanziell stark belastet werden. Eigentümer, die ihre Immobilien abbezahlt haben, sind davon weitgehend verschont.
Trotz dieser Vorteile sinkt die Wohneigentumsquote in Deutschland seit einigen Jahren. Die jüngsten Zensusdaten zeigen, dass nur 43,6 % der Haushalte in Wohneigentum leben. Besonders die jüngere Generation hat es schwer, den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen.
Entwicklung der Wohneigentumsquote
Die Wohneigentumsquote ist in Deutschland traditionell niedrig und liegt im europäischen Vergleich im unteren Bereich. Während in Ländern wie Spanien oder Italien die Quote bei über 70 % liegt, hat Deutschland seit 2010 einen Rückgang verzeichnet. Besonders in westdeutschen Ballungsräumen hat sich dieser Trend verstärkt, während Ostdeutschland leichte Zuwächse verzeichnete.
Die regionale Verteilung zeigt deutliche Unterschiede: In Landkreisen wie Südwestpfalz liegt die Quote bei über 70 %, in Städten wie Leipzig nur bei 13 %. Generell haben ländliche Regionen eine höhere Eigentumsquote als urbane Gebiete.
Altersgruppen und Wohneigentum
Die Altersgruppe „25 bis 45 Jahre“ war lange Zeit führend bei der Wohneigentumsbildung. Doch seit 2014 haben vor allem Haushalte ab 45 Jahren häufiger Eigentum erworben. Junge Menschen verschieben den Kauf einer Immobilie oft, da steigende Ausbildungszeiten und fehlendes Eigenkapital die Realisierung erschweren. Die Wohneigentumsquote bei den unter 45-Jährigen ist seit 2010 um 13 % gesunken.
Ältere Generationen profitieren oft von Erbschaften oder Schenkungen. Dies wird besonders in der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen deutlich, da in diesem Alter häufig Immobilien übertragen werden. Dennoch sinkt auch in dieser Gruppe die Eigentumsquote langsam.
Einkommensgruppen und ihre Chancen
Das Einkommen spielt eine entscheidende Rolle bei der Wohneigentumsbildung. Während Haushalte mit einem Nettoeinkommen von über 4.000 Euro deutlich häufiger Eigentum erwerben, sind Haushalte mit Einkommen unter 2.500 Euro oft auf Erbschaften angewiesen. Ohne finanzielle Unterstützung ist es für diese Gruppe kaum möglich, eine Immobilie zu kaufen.
Die „Schwellenhaushalte“, also Haushalte mit Einkommen knapp unterhalb der notwendigen Schwelle für den Immobilienerwerb, benötigen gezielte Förderungen. Aktuell wird die Schwelle für förderungswürdige Einkommen bei etwa 4.500 Euro Nettoeinkommen angesetzt.
Finanzielle Belastung und Förderung
Die hohen Immobilienpreise in Ballungsräumen stellen viele Haushalte vor große Herausforderungen. In vielen Regionen Deutschlands müssten Haushalte mit mittleren Einkommen mehr als 50 % ihres Nettoeinkommens für die Finanzierung eines Eigenheims aufwenden. Das überschreitet oft die Finanzierungsbereitschaft der Banken.
Frühere Förderprogramme wie die Eigenheimzulage oder das Baukindergeld haben vielen Haushalten den Erwerb erleichtert. Derzeit fehlen jedoch wirksame Förderinstrumente, um die Eigentumsbildung in Deutschland nachhaltig zu stärken. Eine Wiederbelebung solcher Maßnahmen könnte helfen, die Eigentumsquote wieder zu steigern.
Wohneigentum als Schutz vor Altersarmut
Die Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern werden im Alter besonders deutlich. Eigentümerhaushalte haben im Ruhestand oft ein um 75 % höheres verfügbares Einkommen nach Wohnkosten als vergleichbare Mieterhaushalte. Mieter müssen im Alter oft auf zusätzliche staatliche Leistungen zurückgreifen, während Eigentümer von der Wertbeständigkeit ihrer Immobilien profitieren.
Besonders problematisch ist die steigende Armutsgefährdung bei Senioren, die zur Miete wohnen. In den letzten Jahren ist diese Quote in allen Bundesländern gestiegen, während Eigentümer in der Regel besser abgesichert sind.
Herausforderungen für Erstkäufer
Erstkäufer von Immobilien stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Neben den hohen Kaufpreisen sorgen politische Unsicherheiten, wie das Gebäudeenergiegesetz, für Verunsicherung. Viele Haushalte zögern, eine Immobilie zu erwerben, da zukünftige Investitionen in Modernisierungen nicht kalkulierbar erscheinen. Dies betrifft vor allem Haushalte, die sich finanziell stark belasten müssen, um eine Immobilie zu erwerben.
Ein weiterer Faktor ist die Bereitschaft, Konsumverzicht zugunsten von Wohneigentum zu leisten. Viele Haushalte sind weniger bereit, ihre Ausgaben in anderen Bereichen zu reduzieren, um ein Eigenheim zu finanzieren.
Fazit: Lösungsansätze für eine höhere Wohneigentumsquote
Die Studie zeigt, dass die Wohneigentumsquote in Deutschland ohne gezielte Maßnahmen weiter sinken wird. Um den Wunsch vieler Menschen nach einer eigenen Immobilie zu erfüllen, sind folgende Schritte notwendig:
● Einführung einer neuen Förderstrategie für Schwellenhaushalte, z. B. durch zinsgünstige Darlehen oder Steuererleichterungen.
● Verlässliche politische Rahmenbedingungen, die Investitionssicherheit gewährleisten.
● Maßnahmen zur Förderung von Neubauten, insbesondere von Ein- und Zweifamilienhäusern.
● Programme zur finanziellen Bildung, um Haushalten Wege zur Finanzierung aufzuzeigen.
Eine nachhaltige Eigentumsförderung ist nicht nur eine Investition in die soziale Stabilität, sondern auch ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit und zur Entlastung der Mietwohnungsmärkte. Die Politik ist gefordert, mit gezielten Maßnahmen dafür zu sorgen, dass Wohneigentum in Deutschland wieder für mehr Haushalte erreichbar wird.
Interview
Journalist: Wohneigentum bleibt in Deutschland auf einem niedrigen
Niveau. Was sind die Hauptgründe dafür?
Makler: Ein zentraler Faktor ist die
finanzielle Belastung durch hohe Kaufpreise, besonders in Ballungsräumen. Dazu
kommen strengere Kreditvergaben, die es vielen Haushalten erschweren, den
Immobilienkauf zu realisieren. Zudem fehlen wirksame Förderinstrumente wie die
Eigenheimzulage, die in der Vergangenheit vielen geholfen hat, den Schritt ins
Eigentum zu wagen.
Journalist: Welche Gruppen sind besonders von der niedrigen
Wohneigentumsquote betroffen?
Makler: Vor allem junge Menschen und
Haushalte mit mittlerem Einkommen haben Schwierigkeiten. Junge Erwachsene
schieben den Kauf häufig auf, da fehlendes Eigenkapital und lange
Ausbildungszeiten sie daran hindern, früh Vermögen aufzubauen. Auch sogenannte
Schwellenhaushalte – mit Einkommen knapp unterhalb der notwendigen Schwelle –
benötigen dringend Unterstützung.
Journalist: Welche Auswirkungen hat das geringe Wohneigentum auf die
Altersvorsorge?
Makler: Der Unterschied zwischen
Eigentümern und Mietern zeigt sich im Ruhestand deutlich. Eigentümer, die ihre
Immobilie abbezahlt haben, müssen keine Miete zahlen und haben oft ein um 75 %
höheres verfügbares Einkommen nach Wohnkosten. Mieter hingegen kämpfen häufig
mit steigenden Kosten und sind stärker auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Journalist: Welche Herausforderungen sehen Sie für Erstkäufer?
Makler: Neben hohen Kaufpreisen
sorgen politische Unsicherheiten, etwa durch das Gebäudeenergiegesetz, für
Zurückhaltung. Viele scheuen die unvorhersehbaren Kosten für Modernisierungen.
Zudem ist der Konsumverzicht, der oft für den Kauf einer Immobilie notwendig
ist, für viele ein Hindernis.
Journalist: Welche Lösungsansätze könnten
die Wohneigentumsquote wieder steigern?
Makler: Wichtig wären
Förderprogramme wie zinsgünstige Darlehen oder Steuererleichterungen, speziell
für Schwellenhaushalte. Politische Stabilität und verlässliche
Rahmenbedingungen sind ebenfalls entscheidend. Zudem sollten Neubauten und
finanzielle Bildung stärker gefördert werden, damit Haushalte die Finanzierung
besser planen können.
Makler: Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung und informieren Sie sich umfassend über Ihre Möglichkeiten. Ein erfahrener Berater kann helfen, die passende Finanzierung zu finden und Förderprogramme zu nutzen. Besonders wichtig ist es, die langfristigen Kosten realistisch einzuschätzen und Reserven für unerwartete Ausgaben einzuplanen.

Das Jahr 2025 startet für die deutsche Immobilienbranche mit einer Mischung aus Unsicherheit und vorsichtigem Optimismus. Nach einem durchwachsenen Jahr 2024 stehen politische Entscheidungen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Marktentwicklungen im Fokus. Eigentümer und Investoren sollten sich frühzeitig auf die Gegebenheiten einstellen, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren.
Erwartungen an das
Transaktionsvolumen 2025
Die
Prognosen für 2025 zeigen ein leichtes Wachstum. Das Transaktionsvolumen könnte
auf 40 bis 42 Milliarden Euro steigen, nachdem es 2024 bei etwa 35 Milliarden
Euro lag. Die erhoffte Erholung bleibt jedoch fragil und hängt von mehreren
Faktoren ab:
● Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Erwartete Zinssenkungen könnten Investitionen ankurbeln und die Finanzierungsbedingungen erleichtern. Noch ist unklar, wie stark sich dieser Effekt bemerkbar macht.
● Politische Stabilität: Die Auswirkungen der vorgezogenen Bundestagswahl und die Entscheidungen zu miet- und wohnungspolitischen Themen werden eine Schlüsselrolle spielen.
Herausforderungen durch politische Unsicherheiten
Die
Politik bleibt ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Besonders zwei Themen
bestimmen die Agenda:
● Mietpreisbremse: Unklar bleibt, ob die bestehende Regelung verlängert, reformiert oder durch ein neues Modell ersetzt wird. Investoren halten sich bei Wohnimmobilien zurück, solange die Rahmenbedingungen unklar sind.
● Wohnungsneubau: Die Nachfrage nach Wohnraum steigt weiter, nicht zuletzt durch anhaltende Zuwanderung. Gleichzeitig bleibt der Neubau aufgrund hoher Finanzierungskosten und regulatorischer Hürden schwierig. Diese Diskrepanz stellt Eigentümer und Investoren vor große Herausforderungen.
Büroimmobilien: Stabilisierung
in Sicht
Der
Büroimmobilienmarkt zeigt erste Anzeichen einer langsamen Erholung. Nach
schwierigen Jahren 2023 und 2024 könnten sich steigende Wirtschaftsprognosen
und optimistische Signale aus den Unternehmen positiv auswirken. Viele Firmen
suchen bereits aktiv nach neuen Flächen für Expansions- oder Umzugspläne.
Entscheidend bleibt die Nachfrage nach flexiblen und energieeffizienten Büroflächen. Vor allem Standorte mit moderner Ausstattung und guter Verkehrsanbindung stehen im Fokus der Nutzer.
Chancen in spezialisierten
Segmenten
Neben
klassischen Büro- und Wohnimmobilien eröffnen sich Chancen in weniger stark
regulierten oder spezialisierten Märkten:
● Logistikimmobilien: Anhaltendes Wachstum im E-Commerce und Bedarf an Lagerflächen treiben die Nachfrage.
● Alternative Wohnkonzepte: Co-Living und Mikroapartments gewinnen vor allem in urbanen Räumen an Bedeutung.
● Nachhaltige Immobilien: ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) spielen bei der Bewertung von Objekten eine zunehmend wichtige Rolle.
Risikomanagement für Eigentümer und Investoren
Die
Unsicherheiten am Markt verlangen strategisches Handeln:
● Finanzierungsstrategien anpassen: Das aktuelle Zinsniveau erfordert eine sorgfältige Planung bei Neu- und Anschlussfinanzierungen.
● Marktveränderungen beobachten: Politische Entscheidungen und wirtschaftliche Trends können kurzfristige Chancen oder Risiken schaffen.
● Objekte aufwerten: Investitionen in Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erhöhen langfristig den Wert und die Vermietbarkeit von Immobilien.
Ausblick: Ein Jahr der
Weichenstellungen
2025
wird für die deutsche Immobilienbranche ein Jahr, in dem langfristige Trends
und politische Entscheidungen die Richtung vorgeben. Eigentümer und Investoren
müssen sich auf anhaltende Unsicherheiten einstellen, können jedoch von
gezielten Chancen profitieren. Eine klare Strategie und Flexibilität bleiben
entscheidend, um die Dynamiken des Marktes erfolgreich zu nutzen.
Interview
Journalist:
Der Immobilienmarkt in Deutschland startet 2025 mit
gemischten Signalen. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Makler:
2025 ist ein Jahr, das von
Unsicherheit, aber auch von neuen Chancen geprägt ist. Auf der einen Seite
haben wir positive Entwicklungen wie die erwarteten Zinssenkungen durch die
EZB, die den Markt beleben könnten. Auf der anderen Seite gibt es immer noch
Herausforderungen, insbesondere durch politische Unsicherheiten wie die
Mietpreisbremse und die stagnierende Neubautätigkeit.
Journalist:
Welche Rolle spielen die Zinssenkungen der EZB für
Investoren und Eigentümer?
Makler:
Die Zinspolitik der EZB ist
ein zentraler Faktor. Niedrigere Zinsen könnten die Finanzierung von Immobilien
erleichtern und damit sowohl Investoren als auch private Käufer anlocken.
Allerdings sind die Auswirkungen noch schwer abzusehen, da auch andere wirtschaftliche
Faktoren – wie Baukosten und Kreditvergaben – eine Rolle spielen. Es bleibt
wichtig, individuelle Finanzierungsmöglichkeiten sorgfältig zu prüfen.
Journalist:
Der Wohnungsbau steht weiterhin unter Druck. Was bedeutet
das für den Markt?
Makler:
Der Neubau bleibt eine der
größten Herausforderungen. Die Nachfrage nach Wohnraum steigt, nicht zuletzt
durch die Zuwanderung, aber hohe Finanzierungskosten und regulatorische Hürden
bremsen den Bau neuer Wohnungen. Das führt zu einem angespannten Markt mit
steigenden Preisen, vor allem in Ballungszentren. Eigentümer von
Bestandsimmobilien könnten davon profitieren, während sich die Situation für
Mieter weiter verschärft.
Journalist:
Welche Trends zeichnen sich im Bereich Büroimmobilien ab?
Makler:
Nach schwierigen Jahren
sehen wir erste Anzeichen einer Erholung. Firmen planen wieder Expansions- und
Umzugsprojekte, wobei die Nachfrage nach modernen, energieeffizienten
Büroflächen im Fokus steht. Standorte mit guter Verkehrsanbindung sind
besonders gefragt. Nachhaltigkeit spielt hier eine zunehmend wichtige Rolle.
Journalist:
Welche spezialisierten Immobiliensegmente bieten aktuell
Chancen?
Makler:
Spezialisierte Märkte wie
Logistikimmobilien und alternative Wohnkonzepte – etwa Co-Living oder
Mikroapartments – sind derzeit sehr attraktiv. Der E-Commerce treibt die
Nachfrage nach Lagerflächen, und innovative Wohnmodelle gewinnen vor allem in
Großstädten an Bedeutung. Nachhaltige Immobilien, die ESG-Kriterien erfüllen,
sind ebenfalls ein wichtiger Zukunftstrend.
Journalist:
Welche Risiken sollten Eigentümer und Investoren im Blick
behalten?
Makler:
Politische Entscheidungen
wie die Weiterentwicklung der Mietpreisbremse oder die Neuregelung von
Steuervorteilen können den Markt schnell verändern. Auch die Entwicklung der
Baukosten bleibt ein Risikofaktor. Strategisches Handeln ist entscheidend, sei es
durch Investitionen in Energieeffizienz oder die Anpassung von
Finanzierungsstrategien.
Journalist:
Welche Ratschläge geben Sie
Käufern und Verkäufern?
Makler:
Käufer sollten die aktuellen
Chancen durch niedrigere Zinsen nutzen, aber dabei immer die finanzielle
Tragbarkeit im Blick behalten. Verkäufer sollten vor allem in gefragten Lagen
den richtigen Zeitpunkt abpassen, um von der steigenden Nachfrage zu profitieren.
Eine fundierte Beratung ist in beiden Fällen unverzichtbar.
Makler: Wir rechnen mit einer Stabilisierung und leichten Erholung des Marktes, vor allem in spezialisierten Segmenten. Politische Entscheidungen werden jedoch darüber entscheiden, wie nachhaltig dieser Trend ist. 2025 könnte das Jahr werden, in dem langfristige Weichen für die Immobilienbranche gestellt werden.