Wohnkosten in Deutschland im europäischen Vergleich

  • von Christian Stangl
  • 28 Mai, 2025

In Deutschland verschlingt das Wohnen fast ein Viertel des verfügbaren Einkommens. Laut aktuellen Auswertungen von Eurostat und dem Statistischen Bundesamt lag der Anteil 2024 bei 24,5 Prozent. Damit liegen die Deutschen deutlich über dem EU-Durchschnitt, der bei 19,2 Prozent liegt. Zwar hat sich die Lage im Vergleich zu 2023 leicht entspannt – damals waren es noch 25,2 Prozent – dennoch gehört Deutschland weiterhin zur europäischen Spitzengruppe der teuersten Länder beim Wohnen.

Was zu den Wohnkosten zählt

Die Statistik berücksichtigt alle Ausgaben, die direkt mit dem Wohnen verbunden sind. Dazu gehören:

●      Mietzahlungen

●      Nebenkosten wie Heizung und Wasser

●      Reparatur- und Instandhaltungskosten

●      Versicherungen und Grundsteuern

●      Bei Eigentümern: Zins- und Tilgungsleistungen für Immobilienkredite

Nicht berücksichtigt werden staatliche Unterstützungsleistungen wie das Wohngeld, obwohl diese in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet wurden.

Wohnkostenbelastung: Ein wachsendes Risiko

Besonders alarmierend ist der Anteil der Haushalte, die als überlastet gelten – also mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen ausgeben. In Deutschland betrifft das 12 Prozent aller Haushalte. Zwar ist dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, aber immer noch deutlich höher als der EU-weite Durchschnitt von 8,2 Prozent.

Wer armutsgefährdet ist, muss in Deutschland sogar noch tiefer in die Tasche greifen: Diese Gruppe gibt durchschnittlich 43,8 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus – fast doppelt so viel wie in anderen Ländern.

Internationale Unterschiede: Südeuropa deutlich günstiger

Ein Blick auf andere EU-Staaten zeigt deutliche Unterschiede. Während Griechenland mit 35,5 Prozent noch höhere Wohnkosten aufweist als Deutschland, liegen Frankreich, Österreich und die Niederlande teils deutlich darunter. Am anderen Ende der Skala stehen Länder wie:

●      Zypern: 11,4 Prozent

●      Malta: 12,5 Prozent

●      Italien und Slowenien: jeweils 13,6 Prozent

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der deutsche Wohnungsmarkt strukturelle Probleme aufweist, die über die Frage von Angebot und Nachfrage hinausgehen.

Auswirkungen auf den Immobilienmarkt

Die hohen Wohnkosten betreffen nicht nur Mieter. Auch für Käufer wird der Erwerb von Wohneigentum zunehmend teurer. Neben den gestiegenen Immobilienpreisen machen vor allem hohe Finanzierungskosten den Erwerb schwieriger. Der Zinsanstieg der letzten Jahre wirkt sich spürbar auf Monatsraten aus – insbesondere in Großstädten und Ballungsräumen.

Insgesamt hat sich das Klima am Immobilienmarkt gewandelt: Kaufinteressenten denken um, wägen stärker ab und planen langfristiger. Eigentümer, die über einen Verkauf nachdenken, sollten diese Entwicklung genau beobachten. In vielen Regionen geraten Preise unter Druck – besonders dort, wo die Nachfrage nachlässt oder wo energetische Sanierungen nötig sind.

Perspektiven für Eigentümer und Käufer

Für Eigentümer bedeutet die aktuelle Situation vor allem eines: Wer langfristig denkt, kann von einem stabilen Wertzuwachs profitieren – vorausgesetzt, Lage und Zustand der Immobilie stimmen. Energieeffizienz, Infrastruktur und Zukunftsperspektiven der Region spielen eine immer größere Rolle.

Kaufinteressenten wiederum sollten die Gesamtkosten realistisch kalkulieren. Der reine Kaufpreis reicht als Maßstab längst nicht mehr aus. Nebenkosten, Instandhaltungsrücklagen und Energiekosten beeinflussen die monatliche Belastung erheblich.

Politische Diskussion: Mietendeckel und Gemeinwohlorientierung

Die Debatte um politische Maßnahmen zur Entlastung läuft weiter. Forderungen nach einem bundesweiten Mietendeckel und mehr gemeinnützigem Wohnungsbau gewinnen an Fahrt. Ob und wie solche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, bleibt offen. Klar ist aber: Der Wohnungsmarkt steht unter Druck – und damit auch alle, die in ihn investieren oder von ihm leben.

Fazit: Handeln statt abwarten

Die Zahlen zeigen eine gewisse Entspannung – aber keine Entwarnung. Deutschland bleibt ein Hochkostenland beim Wohnen. Für Eigentümer und Kaufinteressenten ist es jetzt entscheidend, die eigene Strategie zu überdenken:

●      Wo lohnt sich eine Investition trotz hoher Nebenkosten?

●      Welche Immobilien bieten langfristige Sicherheit?

●      Wie lassen sich laufende Kosten durch Sanierungen oder Umbauten reduzieren?

Wer frühzeitig handelt und professionell begleitet wird, kann trotz herausfordernder Rahmenbedingungen erfolgreich im Immobilienmarkt agieren.

 


Interview

Journalist: Die Wohnkosten in Deutschland gehören weiterhin zu den höchsten in Europa. Warum ist das so?

Makler: Das liegt an einer Kombination struktureller Probleme: begrenztes Wohnungsangebot, hohe Baukosten und gestiegene Zinsen. Selbst mit staatlichen Entlastungen bleibt Wohnen für viele ein echter Kostenfaktor.

Journalist: Welche Auswirkungen hat das auf den Immobilienmarkt?

Makler: Käufer kalkulieren zurückhaltender. Die Nachfrage verschiebt sich in Regionen mit guter Infrastruktur, aber moderateren Preisen. Eigentümer müssen dagegen verstärkt auf Zustand und Energieeffizienz achten, um ihre Immobilie attraktiv zu halten.

Journalist: Gibt es eine Entlastung in Sicht?

Makler: Kurzfristig nicht. Politische Maßnahmen wie ein Mietendeckel oder mehr gemeinnütziger Wohnraum könnten helfen – aber deren Umsetzung ist offen. In der Zwischenzeit bleibt strategisches Handeln entscheidend.

Journalist: Ihr Rat für Eigentümer und Interessenten?

Makler: Wer kaufen will, sollte alle Kosten realistisch einplanen – nicht nur den Kaufpreis. Und Eigentümer sollten jetzt prüfen, wie sich ihre Immobilie durch Modernisierung langfristig besser aufstellen lässt. Wer vorausschauend plant, bleibt auch in einem Hochkostenland handlungsfähig.

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